Verfasser: Vygotskij, L.S.

Titel: Das Problem der dominanten Reaktionen

Untertitel:

Verlag: Gosudarstvennoe izdatel’stvo [Giz]

Edition: Problema dominantnych reakcij

Reihe: Probleme der modernen Psychologie/ Problemy sovremennoj psichologii

Ort: Leningrad

Jahr: 1926

Abstract: Reflex, Reaktion, Organ, Organismus, Aufmerksamkeit, Verhalten, Nervensystem, Gestalt, Ganzheit, Methode, Dominante, Subdominante, Gestaltpsychologie, Behaviorismus, empirische Psychologie

Beschreibung: Ausgehend von der – akzeptierten – Kritik der Gestaltpsychologen an der „methodologischen und prinzipiellen Prämisse“ der empirischen bzw. der Verhaltenspsychologie, „dass das psychische Leben (für die einen) oder das Verhalten des Menschen (für die anderen) sich aus gewissen einfachsten Elementen zusammensetzt, aus kleinsten, in der Und-Summe vereinigten Teilchen, d.h. in einem Zusammenhang mittels der Konjunktion Und“, will Vygotskij das Verhalten als ein Ganzes experimentell untersuchen, um „die Gesetze zu suchen, die dieses Ganze organisieren, welche die einzelnen, in den Bestand des ganzen Verhaltensaktes eingehenden Reaktionen lenken und ihnen Sinn verleihen.“
Dabei geht er von der Voraussetzung aus, „dass der Reflex vom Verhalten abhängt, nicht aber das Verhalten vom Reflex, dass „das Nervensystem als Ganzes funktioniert“. Hierdurch wird die Vorstellung vom Verhalten als Kette von Reflexen zerstört. Ein Reflex, genommen außerhalb des Verhaltens als Ganzem, in dessen Bestand er als Teil einen Sinn erhält, ist einfach eine Abstraktion. Und sehr wahrscheinlich klingt die Behauptung von Prof. Uchtomskij, dass „in den oberen Etagen und im Kortex der Hemisphären das Prinzip der Dominante die physio¬lo¬gi¬sche Grundlage des Aktes der Aufmerksamkeit und des gegenständlichen Denkens ist“. Von dieser Annahme gehen wir in der vorliegenden Untersuchung aus.“
Diese soll insbesondere versuchen, „das Gesetz der Dominante auf das Verhalten des Menschen zu übertragen und zu prüfen, ob dieses Prinzip der vorherrschenden Reaktion, das in der Rolle des Organisators des gesamten Verhaltens insgesamt und des Regulators des Verlaufs der übrigen Reaktionen auftritt, sich nicht auch hier als anwendbar erweist. Andererseits wäre es interessant, die Voraussetzung zu über¬prüfen, dass die Aufmerksamkeit (Konzentration) die Dominante der Prozesse ist.“
„Bislang war es üblich, die Reaktion als solche zu untersuchen, als Antwort auf einen bestimmten Stimulus; im besten Falle wurden die Bedingungen ihres Verlaufs und der Zusammenhang zweier oder einiger Reaktionen untersucht. Hier ging es darum, die Reaktion von einer völlig anderen Seite zu betrachten, sie in einem neuen Aspekt zu untersuchen – nicht in der Rolle der Antwort auf einen Reiz, sondern in einer neuen Rolle: als den Verlauf anderer Reaktionen ablenkend, hemmend, verstärkend, lenkend, regulierend. In dieser Funktion der Reaktion erblickten wir die einfachste Form der Organisation des Verhaltens als Ganzem. In einer entfernten theoretischen Perspektive sahen wir in dieser Arbeit die vorbereitende Stufe zur Untersuchung des bewussten Verhaltens von seiner objektiven Seite her, denn eben das Vorhandensein solcher außerordentlich klar und deutlich ausgedrückter, das Verhalten regulierender und leitender Reaktionen scheint uns das unterscheidende und wesentlichste objektive Merkmal des Bewusstseins zu sein. Unser nächstes Ziel bestand darin, solche Reaktionen experimentell hervorzurufen, die das Verhalten regulieren, nicht nur auf den Reiz antworten.“

Datei: vygotskij_dom.pdf

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